Der Mensch steht der Welt nicht gegenüber, sondern ist
Teil des Lebens, in dem die Strukturen, der Sinn,
das Sichtbarwerden aller Dinge gründen.
Maurice Merleau-Ponty
Dialog 3/2011
zur
Fotografie
"Sinn und Sichtbarkeit"
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Ich freue mich sehr über alle bisherigen Kommentare und gilt mein Dank insbesondere auch jenen Betrachtern, die ihre Interpretationen, Sichtweisen und Gedanken zu den jeweiligen Bildern und deren Thematik per Mail und im Rahmen persönlicher Dialoge zum Ausdruck brachten.
Klaus M. (Montag, 10 Oktober 2011)
„Früher schilderte man Dinge, die auf der Erde zu sehen waren, die man gern sah oder gern gesehen hätte. Jetzt wird die Relativität der sichtbaren Dinge offenbar gemacht und dabei dem Gedanken Ausdruck verliehen, dass das Sichtbare im Verhältnis zum Weltganzen nur isoliertes Beispiel ist und das andere Wahrheiten latent in der Überzahl sind. Die Dinge erscheinen in erweitertem und vermannigfaltigtem Sinn, der rationellen Erfahrung von gestern scheinbar widersprechend. Eine Verwesentlichung des Zufälligen wird angestrebt.“
Mit Gedanken von Paul Klee sage ich danke für diesen Impuls!
Herzlich, Klaus
Barbara (Montag, 08 August 2011 16:14)
Auch der Blick nach unten kann wunderbar sein. Dort findest Du, wenn Du den Sinn dafür hast, ganz Grosses. Die Tatsache, dass dort etwas nicht mehr heil ist, beschädigt, wund und angreifbar ändert nichts an der Möglichkeit, dass sich monumentales darin wiederfindet. Vergänglich zwar, flüchtig, fast zart. Aber für den Augenblick hat der Zerfall des Asphalts ein Bauwerk eingefangen, an dem wohl Generationen gebaut haben. Im Spiegelbild sieht man die klaren Konturen, nicht aber die Details, die wohl auch schon Wunden haben werden. Und morgen, wenn die Sonne die Pfütze getrocknet hat oder die Risse das Wasser geschluckt und das Bild gelöscht haben, musst Du wieder gen Himmel schauen, wenn Du das gottgeweihte Gebäude sehen willst. Dann wird es Dir noch gewaltiger erscheinen. Aber nicht unbedingt reizvoller...
Alois Seethaler (Dienstag, 26 Juli 2011 20:19)
Eine kleine unscheinbare Pfütze am Boden reflektiert die zum Himmel strebende eindrucksvolle Kuppel des sakralen Bauwerkes. Das Große spiegelt sich oft im Kleinen. Leider werden die kleinen Dinge am Boden oft übersehen, da sie vermeintlich unscheinbar sind. Man richtet ja sein Streben nach dem Großen; die kleinen Dinge zu schätzen und zu würdigen, hat man verlernt.
Nur wer wieder lernt sein Haupt zum Boden zu neigen und zu sehen, was dort im Einfachen zu finden ist, wird verinnerlichen können, dass große Werke aus vielen kleinen Dingen bestehen. Wie in einer Gemeinschaft, die gelernt hat, dass es nicht so wichtig ist, wer als Einzelner groß hervorsteht, sondern dass nur gemeinsam etwas Großes und Positives zu schaffen ist.
Reinhardt Graetz (Sonntag, 17 Juli 2011 20:30)
Kunst besteht darin, neue ästhetische Dimensionen zu erschließen; die Wege dorthin sind durchaus vielfältig. Eine andere Sichtweise bereitet uns darauf vor, oft von einem Verlassen alter Pfade begleitet. Aber genauso kann ein kurzer Augenblick intuitiv zu neuen Ideen führen - ein Vorgang, der sich nie planen lässt und dem wir uns aufschließen sollten.
Vielleicht ist diese innere Aufgeschlossenheit der Schlüssel dafür, derartige Impulse wahrzunehmen? Mitunter empfangen wir sie aus bislang gänzlich unbeachteten Quellen...
Der Sternenwanderer (Dienstag, 05 Juli 2011 13:28)
Fragen nach dem Sinn
sind die wichtigsten Fragen,
denn sie führen dich
spiralig
zum Ziel der Möglichkeiten,
aller Möglichkeiten,
die das Sein dir bieten kann
und anbieten möchte.
Sinnfragen gleichen Pfeilen
in der Hand
des göttlichen Bogenschützen.
Sie finden das Ziel
immer...
Sinn und Sichtbarkeit
sind wie Geschwister.
Über die Sinne
formt sich der Sinn
in archaischen Tiefen,
berührt,
macht sichtbar
aus inniger Berührung.
In diesem Berührtsein liegt
Werden und Wachsen begründet.
Die Kunst dient dir,
den dunklen Urgrund deiner Erfahrung
zu begreifen,
zu verwandeln
in einen kostbaren Schatz -
deines Lebens Sinn.
Lasse dich einfach ein,
gebe dich hin
diesem Sinn,
der offenbar werden möchte...
Weltenbummlerin (Montag, 04 Juli 2011 22:35)
Wir sind es die sie sehen,wir sind es die sie bilden,
wir sind es die sie zeigen
Strukturen bilden ein Ganzes und das Ganze ist ein Bild.
Passiv oder aktiv wir wollen ergründen,heraus finden,vervollkommnen .
Ob es dann dann Vollkommen ist entscheidet der Betrachter.
Mit jeden Stück das wir heraus brechen öffnen wir die Lücke neues zu sehen und wieder Neues zu gründen ,zu zeigen.
Andrea Huber (Montag, 04 Juli 2011 22:00)
Worin begründet sich die Kunst, den Weg für ein Erahnen des großen Bildes - in dem wir uns selbst befinden - zu bereiten... in einem bewussten Aufbrechen erstarrter Oberflächen, um Erkenntnis zu erlangen..., in der Passivität - jenseits eines bemühten Wollens... ?